Zuletzt aktualisiert am 12. März 2023 von Tanja

Wer kennt das nicht? Eben noch schwelgst du in Träumen von scharfem Rettich und köstlichem Rucola-Pesto und dann trittst du ans Beet und traut deinen Augen kaum. Alle Blätter, vom Radieschen über Mairübchen bis hin zum Asia-Salat vollkommen durchlöchert. Ein solches Massaker binnen weniger Tage kennt man sonst nur von Nacktschneckeninvasionen.

Radieschen im Hochbeet mit durchlöcherten Blättern.

Angesichts des Schadbildes scheinen spontan Erdflöhe die Schuldigen zu sein. Doch damit würde man Rüsselkäfern, Raupen und Wanzen Unrecht tun. Das hier ist echtes Teamwork!

Expedition ins Gemüsebeet

Eine kleine Expedition ins Gemüsebeet deckt auf, wer da alles das sommerliche Wetter nutzt, um sich an den Kreuzblütengewächsen gütlich zu tun.

Und hier kommen die Kandidaten, quasi in flagranti:

Erdfloh (Psylliodes)

Natürlich. Die kleinen schwarzen Käfer mit den kräftigen Hinterbeinen, mit denen sie wie ein Floh springen können, was ihnen den deutschen Namen beschert hat, lieben das trockene, warme Wetter und einige besonders gerne alle Kohlgewächse. Streicht man mit der Hand über die Blätter, dann sieht man sie davonspringen. Ich konnte allerdings nur recht wenige dieser Käfer entdecken. Auf jeden Fall nicht genügend, um in der kurzen Zeit so viele Löcher zu schaben.

In diesem Beitrag gebe ich ein paar Tipps, um Erdflöhe zu vertreiben: Erdflöhe vertreiben

Zwei Erdflöhe knabbern am Asia-Salat „Mizuna“. Die schwarzen Käfer sind nur ca. 2 mm groß. Oft sieht man sie an Radieschen und Rucola.

Beim Berühren der Blätter springen die Kerlchen blitzschnell davon.

Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus)

Diese kleinen Saugkäfer haben es eigentlich auf Raps, der auch zu den Kreuzblütengewächsen zählt, abgesehen und ich fand sie in großer Zahl an meinen Pflanzen. Neben Raps werden auch Rüben, Rettich, Radieschen und viele Kohlarten befallen. Hier fressen die erwachsenen Käfer grubenartige Löcher in die Blätter. Bei Radieschen und Rüben werden zudem noch Gänge in die Rüben gefressen.

Kleiner dunkelgrauer Käfer mit Längsstreifen auf einem Blatt.

Der Gefleckte Kohltriebrüssler bevorzugt Raps, aber er verschmäht auch andere Kreuzblütengewächse, wie Rettich, Radieschen und Mairübchen nicht.

Kleiner dunkelgrauer Käfer mit Saugrüssel.

Auf diesem Bild gut zu erkennen ist der Saugrüssel, dem auch dieser kleine Rüsselkäfer seinen Namen verdankt.

Die Käfer schlüpfen Anfang Juli aus dem Boden, nachdem sich die Larven an den Rapspflanzen entwickelt haben, fressen dort noch etwas und fliegen dann in ihr Winterquartier an den Waldrändern. Gut, wir wohnen am Waldrand, aber für Überwinterung ist es schon noch etwas früh.

Auf jeden Fall haben die kleinen Kerlchen einen super Trick drauf, um nicht entdeckt zu werden: sobald sie eine Erschütterung am Blatt merken, lassen sie sich sofort fallen, ziehen die Beinchen ein und liegen wie tot auf dem Rücken. So sind sie von einem Erdkrümel nicht mehr zu unterscheiden, geschweige denn auf der Erde wiederzufinden.

Durch das starke Auftreten im Beet sind die Rüsselkäfer hier tatsächlich für den größten Schaden verantwortlich.

Kohlwanze (Eurydema oleracea)

Auch eine Kohlwanze habe ich entdecken können. Wie der Name vermuten lässt, steht auch sie auf Kreuzblütengewächsen. Sie saugt den Pflanzensaft und führt so zum Absterben der Blätter. Da beim Rettich und den Mairübchen einige Blätter erst gelb und schließlich braun wurden, tippe ich da auf diesen Übeltäter.

Zweipunktige Wiesenwanze (Closterotomus norwegicus)

Diese hübsche Wanze hat wohl einen Abstecher von der Wiese auf den Rettich unternommen. Auch sie sticht mit ihrem Saugrüssel Pflanzen an, um deren Saft zu saugen und ist dabei offensichtlich nicht sehr wählerisch.

Schwarze Wanze mit weißer Zeichnung auf einem Blatt der Salatrauke.

Die Kohlwanze (Eurydema oleracea) saugt gerne den Pflanzensaft von Kohlgewächsen.

Grüne Wanze mit schwarzer Zeichnung auf einem Blatt.

Die hübsche Zweipunktige Wiesenwanze (Closterotomus norwegicus) hat wohl nur einen „Abstecher“ gemacht.

Kleiner Frostspanner (Operophtera brumta)

Die Raupen des kleinen Frostspanners fressen üblicherweise an Laub- oder Obstbäumen.

Was diese kleine grüne Raupe nun an den Kohlgewächsen verloren hat, weiß ich nicht so recht. Vielleicht macht sie eine Umschulung?

Kleine grüne Raupe auf angefressenem Blatt.

Bei so vielen Mitessern mag man resignieren, aber so schnell gebe ich nicht auf. Jetzt habe ich sie gesät, dann will ich sie auch essen! Die Radieschen sind, den gelöcherten Blättern zum Trotz, schnell gewachsen und größtenteils tiptop erntereif. Rund um Rettich und Mairübchen habe ich die Erde gelockert und die Pflanzen mit Gesteinsmehl gestäubt. Der feine Steinstaub setzt sich in die winzigen Körperöffnungen und scheuert dort. Dies ist so unangenehm, dass sich die Tierchen nicht mehr bewegen mögen und verhungern. Kling fies, ist es auch und trifft auch Nützlinge, weshalb ich dies nur bei starkem Befall punktuell anwende.

Der Rettich beginnt allerdings bereits Blüten zu bilden, sodass ich nicht mehr mit viel Knollenzuwachs rechne – habe ich halt Rettich in Radieschengröße. Die Salatrauke hatte bereits vor dem Befall mit der Blütenbildung begonnen, sodass diese für die Folgekultur mit Buschbohnen Platz macht. Den Asia-Salat ‚Mizuna‘ habe ich runtergeschnitten, gehackt und gestäubt. Wenn ich sie jetzt gut feucht halte, könnte es nochmal was werden…

Das Wichtigste ist aber eine gute Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen. Im Juli beobachte ich auch in meinen Beeten oft eine Stickstoff-Mangelversorgung, die schnell mit einer flüssigen Stickstoffdüngung behoben werden muss. Sonst haben die Pflanzen den Fraßschäden nicht schnell genug ausreichend Blattmasse entgegenzusetzen.