Zuletzt aktualisiert am 15. Januar 2023 von Tanja

Die am Anfang des Jahres am häufigsten gestellte Frage lautet: „Wann fängst du eigentlich mit der Aussaat an?“. Wenn die Tage nach der Wintersonnenwende langsam, und ich meine wirklich sehr langsam, wieder länger werden, dann erwacht die Lust zur Samentüte zu greifen, die Finger in die Erde zu stecken und mit den ersten Aussaaten zu beginnen.

Die gestellte Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Wenn du schon mal in meinem Artikel mit den 50 Fun Facts über mich geschmökert hast, dann weißt du vielleicht, dass ich ein Semester Jura an der Fernuni studiert habe. Warum ich jetzt damit komme? Das Erste, das Erstsemester der Rechtswissenschaften lernen, ist der folgende Satz, der bei den Professoren und Studenten schnell zum Running-Gag wird und eine gute Alternative zu „42“ ist:
Das kommt darauf an.
Passt immer, ist die Antwort auf alles. Und auch meine Antwort auf die obige Frage.

Weil die meisten diese Antwort nicht weiterbringt und die Folgefrage „auf was?“ nach sich zieht, werde ich jetzt etwas konkreter: In erster Linie natürlich darauf, was du anbauen möchtest und ob eine Anzucht überhaupt notwendig ist. Nach Möglichkeit säe ich immer, beginnend im Erstfrühling, direkt ins Quadrat, das spart eine Menge Zeit und Aufwand. Für die wärmeliebenden Gemüse Chili, Paprika, Aubergine, Tomate und Co. ist Direktsaat keine Option, denn die Ernte würde viel zu spät beginnen. Das gilt auch für gesäte Zwiebeln und Sommerlauch.

Wie früh du mit der Aussaat starten kannst, hängt dann an deinen örtlichen Gegebenheiten. Hast du eine Zusatzbeleuchtung und genügend hellen, kühlen Standplatz für die im Laufe der Zeit immer größer werdenden Pflanzen und vielleicht sogar ein Gewächshaus, in das die Pflanzen ziehen sollen, dann kannst du bereits im Januar starten. Sonst warte lieber bis Ende Februar oder März.

Diese vier häufigsten Fehlern, die Anfänger bei der Anzucht machen, solltest du in jedem Fall vermeiden:

  1. Zu früh
    Die Rechnung frühe Aussaat = frühe Ernte geht zu Beginn des Jahres in Deutschland nicht auf. Die Tageslängen sind einfach zu kurz. Ohne die passenden Bedingungen, in erster Linie ausreichend wirklich hellen und kühlen Platz, macht eine Aussaat vor Mitte/Ende Februar selbst für Chili und Paprika wenig Sinn. Bedenke, dass du die immer größer werdenden Pflanzen bis Mitte Mai, also mindestens drei Monate lang, adäquat unterbringen musst.
  1. Zu warm
    Die wärmeliebenden Nachtschattengewächse (Chili, Paprika, Aubergine, Tomate) benötigen zwar zum Keimen gut und gerne 24° und höher, danach sollten sie aber an einem Platz mit viel Licht und um die 15 °C weiterwachsen, damit sie sich zu standfesten, kompakten Pflanzen entwickeln.
  1. Zu dunkel
    Es kann fast nicht hell genug sein. Überlege, wo unsere Nachtschätzchen herkommen (Südamerika)… Zu wenig Licht ist ganz einfach daran zu erkennen, dass die Keimlinge zum Licht wachsen und dabei der Stiel immer länger und dünner wird.
  1. Zu viel
    Da waren die Augen wieder größer als der Garten bzw. das Beet… das passiert auch erfahrenen Hobbygärtnern. Die Stärke nur das auszusäen, was geplant und benötigt wird, haben nur wenige, ich mache da keine Ausnahme. Zu dicht solltest du aber unbedingt vermeiden! Bei 10 oder 20 Samen, in ein Töpfchen gesät, ist der Konkurrenzdruck unnötig hoch und auch hier werden die Keimlinge im Versuch sich durchzusetzen ungesund lang und dünn. Das gilt im Übrigen auch für die Direktsaat, nie mehr als drei Körnchen pro Saatstelle! Bei potenten Samen reicht eins!

Diese Fehler werden auch gerne kombiniert 😟 Die Folge sind schwächliche, vergeilte (mit langen, dünnen Stielen) Pflänzchen ohne Überlebenschance.

Grundsätzlich bedeutet ein mehr an Wärme ein Vielfaches an Lichtbedarf. Darum ist ein heller und kühler Standort Voraussetzung für die erfolgreiche Anzucht. Natürlich darf es nicht zu kalt sein, gerade Chili und Paprika, aber auch Aubergine und Tomate, mögen es zum Keimen schön warm und kuschelig. Aber Vorsicht: Sobald die beiden Keimblätter entfaltet sind, müssen sie kühl und sehr hell stehen!

Andere, nicht wärmebedürftige, frühe Anzuchten reicht ein kühler und heller Standort.

Was ziehe ich dieses Jahr nun frühzeitig vor?

Die Paprika habe ich bereits am 28. Dezember ausgesät. Das ist ein Experiment, ob ich so den Erntebeginn und damit die Erntedauer im Freiland signifikant verlängern kann. Üblicherweise beginnst du mit Chili Ende Januar und mit Paprika Mitte Februar, dann können auch Auberginen schon gesät werden. Tomaten aber nicht vor März! Die kleinen Tomatensorten ab Anfang März, großwüchsige Salat- und Fleischtomaten besser erst Mitte März, sie wachsen dir sonst über den Kopf.

Die wärmebedürftigen Anzuchten (siehe oben) keimen bei gleichmäßig 25–30 °C innerhalb weniger Tage. Für diesen Zweck habe ich eine Wärmematte, die unter die flache! Anzuchtschale kommt. Die Keimlinge ziehen dann sofort in Töpfchen um und stehen aktuell mit 12 Stunden Extralicht im 15–17 °C warmen Schlafzimmer. Im letzten Jahr habe ich den Tipp bekommen, dass Chili und Paprika besonders gut zu zweit wachsen. Das probiere ich in diesem Jahr einmal und so sind manche einzeln und andere zu zweien ins Töpfchen pikiert.

In Kürze folgen bei mir die Gemüse, die mehr als 14 Wochen vor dem letzten Frost im Frühjahr (ca. 15. Mai) angezogen werden. Das sind die gesäten Zwiebeln und der Sommerlauch. Leider hänge ich sowohl mit der Anbauplanung meiner eigenen Beete, als auch mit dem Sichten des vorhandenen Saatguts hinterher … ich vermute, dass ich Zwiebel- und Lauchsamen bestellen muss, möchte aber erst sicher sein, ob nicht noch was dazu kommt … Aber, heute ist der 14. Januar, kein Stress … wenn es Mitte Februar wird, kein Problem. Und später eigentlich auch nicht 😉

Hast du schon mit der Aussaat begonnen? Was wächst bei dir schon? Oder gehörst du zu den Tapferen, die noch abwarten? Schreib mir gerne einen Kommentar!