Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2023 von Tanja

Spargel aus dem eigenen Garten, selbst gestochen und so frisch, dass er im Korb auf dem Weg in die Küche quietscht, das wäre was. Freust du dich auch jedes Jahr auf den ersten deutschen Spargel? Der Göttergatte und ich sind Riesenspargelfans! Aber nur frisch aus der Region! Als wir noch in Berlin und Brandenburg wohnten, gab es wochenlang den wunderbaren Beelitzer Spargel. Aber auch der hiesige Nienburger Spargel steht dem nicht nach. Zurück hält uns nur der Kilopreis, aber einmal pro Woche Spargel ist ein Must-have in der Haupterntezeit.

Als die Saison 2022 vor der Tür stand, kam beim gemütlichen Sonntagsfrühstück der Gedanken, dass es doch richtig cool wäre, wenn wir eigenen Spargel ernten könnten. Natürlich aus dem Quadratbeet, ohne mühselig einen Graben auszuschachten und Hügel anzuhäufen. Geht das? Und mit welcher Erntemenge können wir da rechnen?

König Spargel ist das in Deutschland am meisten angebaute Gemüse, bezogen auf die Anbaufläche. In den privaten Gemüsegärten ist das edle Gemüse jedoch ein eher seltener Gast, obwohl er doch prima in den aktuellen Trend der Permakultur passt. Spargel ist mehrjährig und von einem einmal angelegten Spargel-Beet kannst du viele Jahre lang ernten.

In den ersten Jahren ist allerdings Geduld gefragt. Zwei Jahre darfst du deinem Spargel nur beim Wachsen zuschauen, aber Finger bzw. Stecher weg von den Stangen. Erst im dritten Standjahr darfst du die ersten (nur wenige!) Stangen ernten. Richtig los geht es mit der Ernte im vierten Jahr, wenn die Pflanzen gut eingewachsen sind und kräftig dastehen. Sieben Wochen bis Johanni (24. Juni) dauert traditionell die Spargelsaison. Danach muss sich das königliche Gemüse für den Rest des Jahres erholen.

Bis Johanni nicht vergessen: sieben Wochen Spargel essen!

Nicht nur die schier endlose Wartezeit bis zur ersten Ernte, auch der Aufwand beim Anlegen des Spargel-Beetes lässt den Freizeitgärtner zurückschrecken. Das anspruchsvolle Gemüse steht auf lockeren und humusreichen Boden. Meist werden Gräben ausgehoben und die Erde mit viel Kompost und bei schwerer Erde zusätzlich mit Sand aufbereitet. Dann werden die Spargel-Pflanzen auf kleine Hügel gesetzt und die Erde wieder angefüllt. Bei weißem Spargel werden dazu noch Erdhügel aufgeschüttet, damit kein Licht die frischen Triebe grünt.

Spargel im Quadrat

Wie aber funktioniert der Anbau im Square Foot Gardening Beet? Im Buch von Mel, dem Erfinder der Square Foot Gardening Methode, wird für den Anbau von grünem Spargel auch der klassische Graben beschrieben. Es muss doch aber auch im Quadratbeet ohne Ausschachtungen gehen, wenn es nur hoch genug ist!

Ich plante eine Höhe von 35 cm, bestehend aus einem 15 und einem 20 cm hohen Beetrahmen. Gefüllt werden muss es in diesem Fall komplett mit Mel’s Mix, denn die Wurzelstöcke liegen ja in der Tiefe. Übrigens ist Mel’s Mix perfekt für den Anbau von Spargel, locker und fluffig und trotzdem nährstoffreich.

Das Beet ist typische 120 x 120 cm groß, hat also Platz für 16 Spargel-Pflanzen, eine pro 30 x 30 cm Quadrat.

Pro Spargel-Pflanze rechnet man mit 500 bis 800 g Spargelstangen pro Saison. Unsere 16 Pflanzen im Quadratbeet dürften uns so mit 8 bis 13 kg Spargel beglücken. Wenn es also richtig gut läuft, springt für uns jede Woche eine Spargelmahlzeit mit 1,5 kg raus und wir brauchen nie mehr Spargel kaufen … Bei den aktuellen Preisen von ca. 12 € pro Kilo sparen wir so über 120 Euronen. Ich bin ja so gespannt!

Spargelpflanzen pflanzen

 Meine Spargel-Pflanzen (Wurzelstücke) habe ich online beim Hof Jeebel gekauft und mich für klassischen weißen Spargel der Sorte ‚Huchels Leistungsauslese‘ entschieden. Da diese nur in Gebinden zu 6 Stück verkauft werden, wurden 3 x 6, also 18 Pflanzen bestellt.

Die Spargelpflanzen, eigentlich werden nur Wurzeln mit einem vertrockneten Stiel in der Mitte geliefert, sehen nun wirklich speziell aus. Von einer Krone, wie es sich für einen König gehört, gehen rundherum lange, kräftigen, unverzweigten Wurzeln ab. Ein bisschen erinnern sie an einen Kraken. Die Tentakeln, ähm Wurzeln, müssen sehr vorsichtig behandelt werden, damit sie nicht abbrechen. Sie dürfen auch nicht gekürzt werden. 

Gepflanzt wurde am 30. April 2022. Damit die Krone richtig sitzt, kommt der Wurzelstock auf einen kleinen Erdhügel. Auf diesem werden die Tentakeln vorsichtig zu allen Seiten ausgebreitet. Im Quadratbeet formte ich also 4 x 4 Haufen aus Mel’s Mix für die 16 Pflanzen. Dann wurde weiterer Mel’s Mix angefüllt bis der 15 cm hohe Rahmen gefüllt war. Und gut angegossen. 

Ideal wäre es gewesen, direkt den zweiten Rahmen oben auf den ersten zu setzen und zu füllen, aber leider musste dieser erst noch gebaut werden und dies verzögerte sich. Darum verbrachte der Jungspargel seine erste Saison im recht flachen Beet.

Erstes Jahr (2022)

Die ersten Spargelspitzen zeigten sich bereits eine Woche nach der Pflanzung. Mitte Mai waren lange, zugegeben sehr dünne, Spargeltriebe herausgeschossen. Anfang Juni erschien an den Trieben das gefiederte Laub und im Laufe des Sommers wurde das Spargel-Beet ein wildes Gestrüpp.

Beim Aufstellen des Beetrahmens war ich sehr, sagen wir mal minimalistisch vorgegangen und habe nur so viel Grasnarbe abgetragen, wie unbedingt nötig war. Und die Wiese war rund ums Beet hochgewachsen. Meine Faulheit rächte sich dahingehend, dass sich sehr viel Gras in Beet ausgesät hat. Jegliche Art von Konkurrenz mag der Spargel gar nicht.

Als das Spargellaub im Herbst zurückging, zeigte sich die ganze Bescherung. Jetzt hieß es erst einmal die ganzen Grasbüschel raus jäten, die sich im guten Mel’s Mix prächtig entwickelt hatten.

Zweites Jahr (2023)

Erste Amtshandlung im Frühjahr war der Rückschnitt der Wiese und die teilweise Entfernung der Grasnarbe, damit das Spargel-Beet in diesem Jahr unkrautfrei(er) bleibt. Außerdem bekam mein Spargel ein zweites Beet mit Erdbeeren zur Seite gestellt.

Anfang April erschienen dann die lila Spitzen der Spargelstangen. Jetzt waren es schon deutlich dickere Exemplare als im letzten Jahr. Es juckte schon etwas in den Fingern, wenigstens ein, zwei Stangen zu ernten, aber ich war tapfer. Trotz nicht ganz optimaler Bedingungen, Füllhöhe zu flach und Konkurrenz durch Grassaaten, scheinen die Pflanzen gut eingewurzelt zu sein. Jetzt kam auch endlich der zweite Beetrahmen mit 20 cm Höhe auf den ersten, sodass das Beet jetzt 35 cm hoch ist.

Im Mai standen viele prächtige grüne Spargelstangen im Beet! Und als sich das gefiederte Spargelgrün entfaltete, war es praktisch ein kleiner Wald.  Anfang Juni durften sich die Bienen über lauter kleine, zauberhafte, hellgelbe Glöckchenblüten freuen! Es summte im Spargelbeet und kurz darauf zeigten sich auch schon die runden Früchte.

Ein besonderer Liebhaber des Spargelkrautes und der Beeren ist der Zwölfpunkt-Spargelkäfer. Der unaufmerksame Beobachter könnte diesen ausgesprochen hübschen, kleinen, orangeroten Käfer mit den schwarzen Punkten glatt für einen Marienkäfer halten. Allerdings ist die Form eher länglich und nicht so rund. Der Spargelkäfer ist auch wesentlich weniger gerne gesehen, der Arme gilt gar als Schädling.

Wusstest du, dass es beim Spargel männliche und weibliche Pflanzen gibt? Nein? Ich bislang auch nicht. Im professionellen Anbau werden überwiegend männliche Hybridpflanzen angebaut. Die Männchen versprechen eine frühere Ernte und bilden insgesamt mehr Stangen aus. Die roten Beeren findest du nur an den weiblichen Pflanzen. Von meiner alten Sorte ‚Huchels Leistungsauslese‘ wachsen dagegen immer beide Geschlechter auf den Feldern, dort wo sie noch angebaut wird. Sie gilt als besonders geschmackvoll, sodass die wenigen Erzeuger primär die Spitzengastronomie beliefern. Sprich, im Handel ist dieser Geschmack nicht zu bekommen. ‚Huchels Leistungsauslese‘ ist Passagier des Projekts „Arche des Geschmacks“ der Slow Food Stiftung für Biodiversität, die weltweit regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierarten, Kulturpflanzen sowie traditionelle Zubereitungsarten vor dem Vergessen und Verschwinden schützt. Jetzt bin ich ganz besonders gespannt auf die erste eigene Spargelernte im nächsten Jahr!

Fortsetzung folgt…