Zuletzt aktualisiert am 29. April 2025 von Tanja

Spargel aus dem eigenen Garten, selbst gestochen und so frisch, dass er im Korb auf dem Weg in die Küche quietscht, das wäre was. Freust du dich auch jedes Jahr auf den ersten deutschen Spargel? Der Göttergatte und ich sind Riesenspargelfans! Aber nur frisch aus der Region! Als wir noch in Berlin und Brandenburg wohnten, gab es wochenlang den wunderbaren Beelitzer Spargel. Aber auch der hiesige Nienburger Spargel steht dem nicht nach. Zurück hält uns nur der Kilopreis, aber einmal pro Woche Spargel ist ein Must-have in der Haupterntezeit.

Als die Saison 2022 vor der Tür stand, kam beim gemütlichen Sonntagsfrühstück der Gedanken, dass es doch richtig cool wäre, wenn wir eigenen Spargel ernten könnten. Natürlich aus dem Quadratbeet, ohne mühselig einen Graben auszuschachten und Hügel anzuhäufen. Geht das? Und mit welcher Erntemenge können wir da rechnen?

König Spargel ist das in Deutschland am meisten angebaute Gemüse, bezogen auf die Anbaufläche. In den privaten Gemüsegärten ist das edle Gemüse jedoch ein eher seltener Gast, obwohl er doch prima in den aktuellen Trend der Permakultur passt. Spargel ist mehrjährig und von einem einmal angelegten Spargel-Beet kannst du viele Jahre lang ernten.

In den ersten Jahren ist allerdings Geduld gefragt. Zwei Jahre darfst du deinem Spargel nur beim Wachsen zuschauen, aber Finger bzw. Stecher weg von den Stangen. Erst im dritten Standjahr darfst du die ersten (nur wenige!) Stangen ernten. Richtig los geht es mit der Ernte im vierten Jahr, wenn die Pflanzen gut eingewachsen sind und kräftig dastehen. Sieben Wochen bis Johanni (24. Juni) dauert traditionell die Spargelsaison. Danach muss sich das königliche Gemüse für den Rest des Jahres erholen.

Bis Johanni nicht vergessen: sieben Wochen Spargel essen!

Nicht nur die schier endlose Wartezeit bis zur ersten Ernte, auch der Aufwand beim Anlegen des Spargel-Beetes lässt den Freizeitgärtner zurückschrecken. Das anspruchsvolle Gemüse steht auf lockeren und humusreichen Boden. Meist werden Gräben ausgehoben und die Erde mit viel Kompost und bei schwerer Erde zusätzlich mit Sand aufbereitet. Dann werden die Spargel-Pflanzen auf kleine Hügel gesetzt und die Erde wieder angefüllt. Bei weißem Spargel werden dazu noch Erdhügel aufgeschüttet, damit kein Licht die frischen Triebe grünt.

Spargel im Quadrat

Wie aber funktioniert der Anbau im Square Foot Gardening Beet? Im Buch von Mel, dem Erfinder der Square Foot Gardening Methode, wird für den Anbau von grünem Spargel auch der klassische Graben beschrieben. Es muss doch aber auch im Quadratbeet ohne Ausschachtungen gehen, wenn es nur hoch genug ist!

Ich plante eine Höhe von 35 cm, bestehend aus einem 15 und einem 20 cm hohen Beetrahmen. Gefüllt werden muss es in diesem Fall komplett mit Mel’s Mix, denn die Wurzelstöcke liegen ja in der Tiefe. Übrigens ist Mel’s Mix perfekt für den Anbau von Spargel, locker und fluffig und trotzdem nährstoffreich.

Das Beet ist typische 120 x 120 cm groß, hat also Platz für 16 Spargel-Pflanzen, eine pro 30 x 30 cm Quadrat.

Pro Spargel-Pflanze rechnet man mit 500 bis 800 g Spargelstangen pro Saison. Unsere 16 Pflanzen im Quadratbeet dürften uns so mit 8 bis 13 kg Spargel beglücken. Wenn es also richtig gut läuft, springt für uns jede Woche eine Spargelmahlzeit mit 1,5 kg raus und wir brauchen nie mehr Spargel kaufen … Bei den aktuellen Preisen von ca. 12 € pro Kilo sparen wir so über 120 Euronen. Ich bin ja so gespannt!

Spargelpflanzen pflanzen

 Meine Spargel-Pflanzen (Wurzelstücke) habe ich online beim Hof Jeebel gekauft und mich für klassischen weißen Spargel der Sorte ‚Huchels Leistungsauslese‘ entschieden. Da diese nur in Gebinden zu 6 Stück verkauft werden, wurden 3 x 6, also 18 Pflanzen bestellt.

Die Spargelpflanzen, eigentlich werden nur Wurzeln mit einem vertrockneten Stiel in der Mitte geliefert, sehen nun wirklich speziell aus. Von einer Krone, wie es sich für einen König gehört, gehen rundherum lange, kräftigen, unverzweigten Wurzeln ab. Ein bisschen erinnern sie an einen Kraken. Die Tentakeln, ähm Wurzeln, müssen sehr vorsichtig behandelt werden, damit sie nicht abbrechen. Sie dürfen auch nicht gekürzt werden. 

Gepflanzt wurde am 30. April 2022. Damit die Krone richtig sitzt, kommt der Wurzelstock auf einen kleinen Erdhügel. Auf diesem werden die Tentakeln vorsichtig zu allen Seiten ausgebreitet. Im Quadratbeet formte ich also 4 x 4 Haufen aus Mel’s Mix für die 16 Pflanzen. Dann wurde weiterer Mel’s Mix angefüllt bis der 15 cm hohe Rahmen gefüllt war. Und gut angegossen. 

Ideal wäre es gewesen, direkt den zweiten Rahmen oben auf den ersten zu setzen und zu füllen, aber leider musste dieser erst noch gebaut werden und dies verzögerte sich. Darum verbrachte der Jungspargel seine erste Saison im recht flachen Beet.

Erstes Jahr (2022)

Die ersten Spargelspitzen zeigten sich bereits eine Woche nach der Pflanzung. Mitte Mai waren lange, zugegeben sehr dünne, Spargeltriebe herausgeschossen. Anfang Juni erschien an den Trieben das gefiederte Laub und im Laufe des Sommers wurde das Spargel-Beet ein wildes Gestrüpp.

Beim Aufstellen des Beetrahmens war ich sehr, sagen wir mal minimalistisch vorgegangen und habe nur so viel Grasnarbe abgetragen, wie unbedingt nötig war. Und die Wiese war rund ums Beet hochgewachsen. Meine Faulheit rächte sich dahingehend, dass sich sehr viel Gras in Beet ausgesät hat. Jegliche Art von Konkurrenz mag der Spargel gar nicht.

Als das Spargellaub im Herbst zurückging, zeigte sich die ganze Bescherung. Jetzt hieß es erst einmal die ganzen Grasbüschel raus jäten, die sich im guten Mel’s Mix prächtig entwickelt hatten.

Zweites Jahr (2023)

Erste Amtshandlung im Frühjahr war der Rückschnitt der Wiese und die teilweise Entfernung der Grasnarbe, damit das Spargel-Beet in diesem Jahr unkrautfrei(er) bleibt. Außerdem bekam mein Spargel ein zweites Beet mit Erdbeeren zur Seite gestellt.

Anfang April erschienen dann die lila Spitzen der Spargelstangen. Jetzt waren es schon deutlich dickere Exemplare als im letzten Jahr. Es juckte schon etwas in den Fingern, wenigstens ein, zwei Stangen zu ernten, aber ich war tapfer. Trotz nicht ganz optimaler Bedingungen, Füllhöhe zu flach und Konkurrenz durch Grassaaten, scheinen die Pflanzen gut eingewurzelt zu sein. Jetzt kam auch endlich der zweite Beetrahmen mit 20 cm Höhe auf den ersten, sodass das Beet jetzt 35 cm hoch ist.

Im Mai standen viele prächtige grüne Spargelstangen im Beet! Und als sich das gefiederte Spargelgrün entfaltete, war es praktisch ein kleiner Wald.  Anfang Juni durften sich die Bienen über lauter kleine, zauberhafte, hellgelbe Glöckchenblüten freuen! Es summte im Spargelbeet und kurz darauf zeigten sich auch schon die runden Früchte.

Ein besonderer Liebhaber des Spargelkrautes und der Beeren ist der Zwölfpunkt-Spargelkäfer. Der unaufmerksame Beobachter könnte diesen ausgesprochen hübschen, kleinen, orangeroten Käfer mit den schwarzen Punkten glatt für einen Marienkäfer halten. Allerdings ist die Form eher länglich und nicht so rund. Der Spargelkäfer ist auch wesentlich weniger gerne gesehen, der Arme gilt gar als Schädling.

Wusstest du, dass es beim Spargel männliche und weibliche Pflanzen gibt? Nein? Ich bislang auch nicht. Im professionellen Anbau werden überwiegend männliche Hybridpflanzen angebaut. Die Männchen versprechen eine frühere Ernte und bilden insgesamt mehr Stangen aus. Die roten Beeren findest du nur an den weiblichen Pflanzen. Von meiner alten Sorte ‚Huchels Leistungsauslese‘ wachsen dagegen immer beide Geschlechter auf den Feldern, dort wo sie noch angebaut wird. Sie gilt als besonders geschmackvoll, sodass die wenigen Erzeuger primär die Spitzengastronomie beliefern. Sprich, im Handel ist dieser Geschmack nicht zu bekommen. ‚Huchels Leistungsauslese‘ ist Passagier des Projekts „Arche des Geschmacks“ der Slow Food Stiftung für Biodiversität, die weltweit regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierarten, Kulturpflanzen sowie traditionelle Zubereitungsarten vor dem Vergessen und Verschwinden schützt. Jetzt bin ich ganz besonders gespannt auf die erste eigene Spargelernte im nächsten Jahr!

Drittes Jahr (2024)

Der recht warme Winter und ein sonniges Frühjahr ließen die ersten Spargelspitzen schon am 27. März erscheinen.

So früh hatte ich gar nicht damit gerechnet. Im Beet sollte noch etwas Mel’s Mix nachgefüllt werden und eine Kulturfolie, die den weißen Spargel, wenn er die Oberfläche erreicht, vor dem Sonnenlicht schützt, brauchte ich auch noch. Für meine künftige Karriere als Spargelstecherin fehlte dann nur noch das richtige Werkzeug. Für die ersten beiden Stangen tat es noch kleines spitzes Messer und das Freibuddeln der Stangen.

Sorgsam angefüllt und mit schwarzer, wärmender Folie abgedeckt erschienen am 6. April bereits die nächsten sechs Stangen. Zusammen mit weiteren neun Stangen am 9. April kam so schon die erste kleine Mahlzeit zusammen.

Ich hatte nicht so richtig darüber nachgedacht, wie sich die erwartete Ernte so verteilt. Tatsächlich ernte ich von meinen 16 Pflanzen im Quadrat alle 2–3 Tage eine Handvoll Stangen. Wenn wir Spargel kaufen, dann immer 1 bis 1,5 Kilo – für zwei Personen. Für diese Menge braucht es nun drei gute Ernten. Ich löse das Mengen-Problem so, dass ich die frisch gestochenen Stangen wasche und sofort in ein feuchtes Geschirrtuch gewickelt in den Kühlschrank lege. So bleiben sie frisch, bis weitere geerntet werden können und sich die Zubereitung lohnt.

Außerdem musste ich lernen, dass nicht alle geernteten Stangen Gardemaß haben. Auf jede dicke, gerade Bilderbuchstange kommen 2–3 dünne und/oder krumme Dinger, die es auf dem Markt nicht in die Auslage geschafft hätten. Hier werden sie natürlich, trotz optischer Mängel, geschält und verspeist – macht nur etwas mehr Arbeit in der Küche.

Wollte ich dir den Spargelanbau vermiesen, dann könnte ich jetzt zusammenfassen: Du musst alle 2 Tage raus und Spargel stechen, für eine Mahlzeit musst du mehrere Tage sammeln und du erntest eine Menge „Ausschuss“. Aber ich möchte mein Spargelbeet trotzdem nicht missen, denn Spargel aus dem eigenen Garten ist schon richtig cool 😎.

Bis zum 23. Mai kam in diesem ersten Spargelerntejahr knapp 6 kg Spargel zusammen. Damit bin ich sehr happy. Hätte ich noch vier weitere Wochen, bis zum offiziellen Stechschluss am Johannistag geerntet, so wäre ich sicher auf an die 10 Kilogramm gekommen.

Warum habe ich nicht noch einen weiteren Monat geerntet? Ich hatte Angst, die Pflanzen zu sehr zu schwächen. Schließlich war es das erste Jahr, in dem überhaupt geerntet werden durfte. Da wollte ich sie nicht überfordern. Schließlich werden hier rigoros alle Pflanzentriebe weggeschnitten ✂️.

Die Sorge erwies sich als unbegründet. Sobald der Spargelstecher verstaut und die Folie vom Beet runter war, schossen eine Vielzahl kräftiger Triebe in erstaunlicher Geschwindigkeit aus dem Boden. Am 4. Juni waren die ersten schon 125 cm hochgewachsen. Und an Johanni stand schon ein kleiner Spargelwald im Beet und die ersten zarten Blüten erschienen.

Das Spargellaub ist übrigens auch sehr hübsch und eine beliebte, grüne Bereicherung für Blumensträuße 💐.

Viertes Jahr (2025)

In diesem Frühjahr startet das Spargelbeet deutlich später. Mitte April ist noch kein Spross zu sehen. Der Mel’s Mix im Spargelbeet ist aber auch sehr trocken. Wenig Regen und gewässert habe ich nicht. In einer Wanne neben dem Beet wurde Ackerschachtelhalm, der hier sehr lästig ist, verjaucht. Diese Brühe gebe ich jetzt als Startdüngung über das Spargelbeet und danach kommt die schwarze Folie wieder darüber. Dummerweise konnte ich die zugeschnittene Folie vom letzten Jahr nicht mehr finden, aber ich hatte noch ausreichend neue.

Jetzt kommen auch ein paar Regentage. Da die Folie nicht wasserdurchlässig ist, bleibt das Wasser darauf stehen. Ich hebe sie dann so an, dass der Regenwasser im Beet versickert.

10 Tage später, Ende April, zeigen sich auch die ersten Spargelspitzen 2025. Unter der Folie tummeln sich auch ein paar kleine Schnecken. Vermutlich hat sie der Geruch der Jauche angelockt und Spargel haben sie auch nicht verschmäht. Mit knapp 400g fällt die erste Ernte nicht so üppig aus, aber das bin ich ja vom letzten Jahr gewohnt. Noch zwei Ernten und dann gibt es Spargelpfanne 🤤.

Fortsetzung folgt…