Zuletzt aktualisiert am 11. Dezember 2023 von Tanja

Vor recht genau 10 Jahren habe ich meinen ersten Gemüsegarten im Quadrat angelegt, meine ersten Versuche im Gemüseanbau sind sogar schon ein viertel Jahrhundert her. Zeit auf meine Gärten zurückzuschauen, denn sie haben mich zu derjenigen gemacht, die ich heute bin und mir allerlei Erfahrungen geschenkt. Ich gärtnerte in Berlin und Umland in kleinen Verhältnissen: auf dem Balkon im dritten Stock, im schmalen Reihenhausgarten, um die Terrasse der Erdgeschosswohnung und schließlich im 64 qm Minigarten der gemieteten Doppelhaushälfte. Ich erinnere mich an Mais als Sichtschutz, Erbsenranken im Balkonkasten und köstliche Tomaten, die an der Terrassenwand herunterhingen. Meine früheste Gartenerinnerung habe ich an den Gemüsegarten meiner Oma, hinter dem Kaninchenstall und die Gartenvision für die Zukunft ist ein vielfältiger, blühender und lebendiger Garten rund um unsere «Bückehütte».

Kindheit, Anfang der 80er Jahre: Der Selbstversorgergarten meiner Oma weicht einem Ziergarten. Als Kind habe ich meine Oma erlebt, die im Garten hinter dem Kaninchenstall noch Erdbeeren, Bohnen, Gurken und sicher auch vieles anderes angebaut hat. Meine berufstätige Mutter war der Meinung, dass dies viel zu viel Arbeit ist. Wenn man doch im Supermarkt jederzeit ein ganzes Bund Radieschen für 25 Pfennige bekommt, warum sollte man sich die Mühe mit umgraben, aussäen, hacken, gießen, Unkraut jäten machen! Der Garten sollte stets schön ordentlich aussehen. Rasen, so meine Mutter, macht am wenigsten Arbeit. Und jedes Gemüsebeet, dass meine Oma nicht mehr bestellte, wurde kurzerhand durch Schurrasen ersetzt.

Mein erster Sommer: Vier Generationen vor den prächtigen Kletterrosen.

Ende der 80er Jahre: Als Jugendliche konnte ich der Gartenarbeit nicht viel abgewinnen. Rasen mähen und Unkraut jäten vermied ich erfolgreich ;-). Aber zusammen mit meiner Freundin zogen wir Ableger unserer Zimmerpflanzen, die wir fleißig tauschten. Auf der Fensterbank in meinem Zimmer gab es auch einige exotische Anbauversuche: Die ausgesäten Erdnüsse haben mir leider nie eine Ernte beschert, aber die ebenfalls ausgesäte Baumwoll-Pflanze hat tatsächlich eine Watte-Kapsel ausgebildet.

1994–1997: Nach der Geburt meiner Tochter wuchs der Wunsch nach einem Garten, einem Gemüsegarten! Im Jahr 1996 kaufte ich mein erstes Gartenbuch: «Der Biogarten» von Marie-Luise Kreuter. Immer noch ein Standardwerk mit regelmäßiger Neuauflage, auch wenn die gute Frau inzwischen verstorben ist. Das Buch hat um die zehn Umzüge mitgemacht und steht immer noch in meinem Bücherregal. Was mir dazu noch fehlte, war der passende Garten, denn ich lebte seinerzeit in einer Berliner Altbauwohnung – ohne Balkon.

1998-1999: Mein erster Garten war ein schmaler Reihenhausgarten in Berlin Alt-Glienicke. Als wir die kleine neu gebaute Reihenhaussiedlung am Coloniapark entdeckten, waren wir entzückt und sehr glücklich, dass wir eines dieser Häuser mieten konnten. Mein Gartenabenteuer konnte beginnen. Als Erstes legte ich tatsächlich ein Beet mit kurzen Reihen der verschiedensten Gemüse an. Der Boden war durch die schweren Baumaschinen sehr verdichtet und meine Möhren hatten es nicht leicht… es wurden verkrüppelte Dinger, die immer wieder versucht hatten in die Tiefe zu wachsen, was ihnen nicht gelang. Aber der Zuckermais war gar nicht so schlecht!

2000–2002: Auf meiner nächsten Gartenstation stieg ich in die Welt der Stauden ein. Ich plante bunte Blumenbeete mit vielen Mehrjährigen und Zwiebelblumen, ganz nach dem Motto von Karl Förster «Es wird durchgeblüht». In diesem neuen Garten in Berlin Bohnsdorf gab es zudem viel Rasen, einen riesigen Walnussbaum und eine Weide, die im Frühjahr vor lauter Bienen nur so summte und viele Falter anzog.

 

 

2004–2011: Wir ziehen nach Königs Wusterhausen. Nach einer, zum Glück nur einige Monate dauernden, Episode ganz ohne Garten in einer Berliner Erdgeschosswohnung fanden wir zum gleichen Mietzins im Speckgürtel wieder ein Häuschen. Eine Wohnungsbaugesellschaft hatte südlich von Berlin eine ganze Siedlung mit Doppelhäusern aus dem Boden gestampft. Das Fleckchen Erde hinter unserer Hälfte, das mein Garten werden sollte, war nur ca. 8 × 8 m groß und man konnte keinen Spaten tief graben. Trotzdem schaffte ich mir dort in den nächsten Jahren ein kleines Paradies, mit Pergola, einigen Gehölzen, vielen Rosen, Stauden, Kräutern und jede Menge Himbeeren. Ich verließ mein Gärtchen nur ungern, aber der Wunsch wieder näher bei meiner Familie zu wohnen wog mehr.

Im Jahr 2011 zog ich mit Kind, Mann und Katzen zurück in meine alte Heimat, nach Gehrden ins Calenberger Land. Häuser zur Miete sind rar und teuer in der Burgbergstadt und doch fanden wir eines mit Platz für uns, das Büro – und einem großen Garten. Endlich genug Platz, um alle meine Gartenideen zu verwirklichen und meine Leidenschaft großzügig auszuleben. Mein Traum von einem richtigen Gemüsegarten, wie früher bei Oma, war greifbar nah. Eine Fläche auf der Südseite des Hauses war vom Vermieter gerade gerodet und mit Mutterboden aufgefüllt worden, ideal!

Frühjahr 2012: Reihenweise Kartoffeln. Um den Boden perfekt vorzubereiten, entschied ich auf den knapp 100 qm im ersten Jahr erst einmal nur Kartoffeln anzubauen. Kartoffeln, so sagt man, hinterlassen «gare» Erde.  Doch die Vorbereitung der Fläche war anstrengender als gedacht. Mein Papa sprang beim Umgraben und Lockern des schweren Lehmbodens ein. Dann wurden zehn lange Reihen Kartoffeln, 10 Sorten, gelegt. So schwer sich der Boden bearbeiten ließ, so nährstoffreich war er auch. So spießen meine Kartoffeln wunderbar, leider auch jede Menge Unkräuter. Nun bleibt lehmige Erde nicht locker. Nach Regen oder Gießen verklebt sie förmlich wieder. Es ist unmöglich Unkräuter aus dem Boden zu ziehen, sie reißen einfach ab.

Winter 2012: Nach der Kartoffel-Erfahrung schrumpfte mein Traum vom Gemüsegarten zusammen. Soviel Kraft und Zeit hatte ich nicht. Ich suchte nach Literatur zu kleinen Gemüsegärten, die nicht so viel Arbeit machten. Dabei stieß ich auf das Buch von Mel Bartholomew «Square Foot Gardening: A New Way to Garden in Less Space with Less Work». Mit Schulenglisch und Wörterbuch erfasste ich schnell die Genialität des Anbaukonzeptes, auch wenn die vielen amerikanischen Superlative etwas anstrengend waren. Ich wollte so ein Quadratbeet! So ein schönes, mit Eckpfosten, und ich wusste, wer mir eines bauen würde. Auftritt Göttergatte. Er baute nicht eines, sondern sechs! In verschiedenen Farben.

Im April 2013: Die ersten Square Foot Gardening Beete werden aufgestellt. Der Winter zog sich in diesem Jahr schier endlos und die Erde war teilweise noch gefroren, als wir die ersten sechs Quadratbeete, jedes 120 × 120 cm groß und 20 cm hoch, im April auf die Lehmbodenfläche stellten. Wir mischten hunderte Liter Mel’s Mix (benannt nach dem Erfinder des Square Foot Gardening) in einem Betonmischer, um die Beete damit zu füllen, auch damals schon in der torffreien Variante, und ich hatte für jedes Beet einen genauen Anbauplan nach den Regeln der Mischkultur erstellt. Alles gedieh prächtig und die Anzahl der Beete wuchs noch im selben Jahr auf zehn. In diesem Blogbeitrag zeige ich dir mein erstes Jahr mit Square Foot Gardening in Bildern.

2014: Square Foot Gardening für Norddeutschland. Der Göttergatte und ich waren begeistert von unserem Quadratgarten und wollten dem Gärtnern im Quadrat in Deutschland zum Durchbruch verhelfen. Wir gründeten die Quadratop GmbH, eine Wortschöpfung aus Quadrat und Biotop, die Square Foot Gardening für Anfänger so leicht wie eben möglich machte. Unser Quadratop war ein schmuckes Quadratbeet, das zusammen mit Füllung, portioniertem Saatgut, Anbauplänen und genauer Anleitung als fertiger Bausatz geliefert wurde.

Von 2015 bis 2016 präsentierten wir unser Quadratop auf zahlreichen Gartenfestivals und Gartenmessen. Besonderen Spaß hatte ich immer, wenn wir unseren Garten zur «Offenen Pforte Hannover» geöffnet haben und ich den vielen interessierten Besuchern den ganzen Tag über die verschiedenen Gemüsearten und ihren Anbau im Quadrat erzählen konnte. Das Quadratop wuchs in dieser Zeit zu einem Hochbeet in die Höhe und das Herz der Idee, die Square Foot Gardening Methode, geriet in den Hintergrund. Wir verkauften nun Hochbeete. Sehr schöne, ich meine DIE schönsten – nenn mich voreingenommen – aber auch teure Hochbeete, womit wir nicht sehr konkurrenzfähig waren.

2017: Ein Gemüsegarten ist keine Insel und profitiert ungemein von einer Umgebung im natürlichen Gleichgewicht. Ich gärtnere seit jeher biologisch und nichts liegt mir ferner, als andere Lebewesen umzubringen. Eine besondere Entdeckung war allerdings, dass einige Bienen die vorgebohrten Löcher unseres Bausatzes im Nullkommanix zur Kinderstube auserkoren. Für diese Mauerbienen fertigte der Göttergatte kurzerhand aus den Beet-Pfosten eigene Nisthilfen, die sofort besiedelt wurden. Dies war der Startschuss, mich näher mit den Lebensräumen von Insekten und Co. und deren akuten Bedrohung zu beschäftigen. Ich wurde Mitglied im Naturgarten e. V. Wir mähten fortan in den Rasen nur noch Wege und legten eine Magerwiese sowie Benjeshecke an, nicht sehr zur Freude des Vermieters.

 2018: Unser Wunsch nach einem eigenen Haus wächst, möglichst was Altes, gerne Fachwerk. Der Göttergatte wünscht sich neue handwerkliche Herausforderungen und ich mir einen richtigen Naturgarten, ohne das Damoklesschwert eines Rückbaus beim Auszug, was die Zerstörung der geschaffenen Lebensräume bedeutet. Ich bin überzeugt, dass die wirksamste Methode der Schädlingsbekämpfung im Gemüsegarten die Förderung der natürlichen Gegenspieler ist. Die Frage «Was mache ich gegen …» kann fast immer mit einem «Was kann ich tun für …» beantwortet werden.

Sommer 2019: Wir finden unsere Traumimmobilie, die «Bückehütte». Am Fuße des Bückeberges gelegen, praktisch ohne direkte Nachbarn auf gut 1.000 qm Grundstück, das seit mind. 20 Jahren sich selbst überlassen wurde. Andere sahen unglaublich viel Arbeit, wir sehen Schaffenspotential und unbelastetes Grün, ohne Dünger oder Pestizide. Da wir alles in Eigenleistung angehen, dauert es erst mal bis zum Herbst 2020 bis wir umziehen können und auch da gibt es erst einen einzigen fertigen Raum: das Bad. 

Sommer 2021: Die Quadratbeete finden ihren Platz im neuen Garten. Als der Umzug feststand, haben wir sämtliche Beete abgebaut, sodass ich anderthalb Jahre kein eigenes Gemüse ernten konnte. Kein Wunder, dass der Gemüsegarten das Erste war, das entstand, nachdem der (vorläufige) Gartenplan fertig war. Diesmal konzentrierte ich mich ganz auf meine eigenen Bedürfnisse. Nur vier quadratische Square Foot Gardening Beete sollen uns das ganze Jahr möglichst vielfältige Gemüse zum Frischverbrauch liefern und  jedes Jahr ein Beet weiter rotieren. Sie bilden das Zentrum des Gartens.

Winter 2021/22: Kann ich Quadratop aus dem Dornröschenschlaf wecken und will ich das? Wir hatten den Verkauf bei Quadratop praktisch eingestellt und überlegten, wie es weitergehen sollte. In mir war und ist immer noch der Wunsch von 2013, das Gärtnern im Quadrat mit vielen weiteren Gartenbesitzern zu teilen und die Freude, die ich mit jeder Aussaat und jeder Ernte empfinde, auch anderen zu schenken. In meine Überlegungen flatterte kurz vor Weihnachten eine E-Mail der Bloggerin Judith Peters (alias Sympatexter) mit der Einladung zu den Masterclasses ihrer Online-Business-Mentorin. Square Foot Gardening als Online-Kurs? Ja, das konnte ich mir vorstellen. Den Abschluss machte ein 10-Wochen-Training, in dem ich meinen ersten Online-Kurs angeboten und (zunächst kostenlos) durchgeführt habe. Danach musste ich mich ehrlich gesagt erstmal etwas erholen und sortieren, aber die Arbeit mit den Teilnehmern hat mir einen Riesenspaß gemacht. Menschen, die mir zuhören, wenn ich begeistert über den Gemüseanbau im Quadrat erzähle und sich sogar Notizen machen. Wow.

Sommer 2022: Aus Quadratop wird Gartentanja. Nun wusste ich, dass ich gerne mein Wissen online weitergeben möchte. Und der Name Quadratop gefiel mir plötzlich gar nicht mehr, irgendwie zu technisch repräsentierte er für mich das Beet, aber nicht das Konzept, nicht das Gefühl, das ich habe, wenn ich übers Gärtnern rede. Da bin ich dann so eine Gartentante … «Gartentante» fand ich gar nicht schlecht, aber vielleicht etwas zu altbacken. «Gartentanja» lag dann nicht mehr fern und war perfekt. Also alles umstellen: neue Domain, neue Website, ein Blog in dem ich übers Gärtnern im Quadrat schreiben kann, das Social Media Gedöns … Ich habe ja oft das Gefühl so furchtbar langsam voranzukommen, aber hey, das ist ja nicht mal ein Jahr her!

Heute: Der Online-Kurs «Gemüse im Quadrat» ist von vier auf acht Wochen gewachsen und läuft das erste Mal mit zahlenden Teilnehmern. Zum Reinschnuppern ins Gärtnern im Quadrat biete ich regelmäßig einen kostenlosen Workshop an und der Gartenblog hat inzwischen viele, ich hoffe hilfreiche, Artikel und eine dreistellige Zahl von Abonnenten.

Für 2023 wünsche ich mir Wachstum, im Garten und für die Reichweite von Gartentanja. Und ein paar Ideen für neue Angebote habe ich auch … Was wünschst du dir von Gartentanja?